Tipps

11 Nov., 2025
Lukas Maher

ADHS und Schule

Wie können Eltern Ihre Kinder unterstützen?

Zuallererst sollten die großen Elefanten im Raum beseitigt werden: Schuldgefühle und Vorurteile. Eltern sind nicht schuld an der ADHS ihres Kindes. ADHS ist keine Erziehungsfrage, sondern eine neuronale Entwicklungsstörung mit spezifischem Bedarf in einem Schulsystem, das darauf kaum ausgerichtet ist. Das bedeutet oft mehr Arbeit und emotionale Belastung – aber keine Schuldfrage. Ein Austausch mit anderen Eltern kann helfen, diese Gefühle zu reduzieren, Tipps zu sammeln und ADHS nicht nur als Störung zu sehen.
Wissenschaftlich belegt sind drei hilfreiche Faktoren1:

  • eine strukturierte Lernumgebung
  • positives Feedback
  • eine enge Kooperation zwischen Eltern und Lehrkräften


Da die Bedürfnisse sehr individuell sind, wird ADHS multimodal2 betrachtet: Psychoedukation, Medikation, Verhaltenstherapie, Elterntraining und schulische Anpassungen können Teil des Angebots sein. Ergänzend haben sich auch Konzentrations- oder Selbstregulationstrainings als wirksam erwiesen.

Besonders empfehlen kann ich Bewegung. Studien3 zeigen, dass körperliche Aktivität das Arbeitsgedächtnis und motorische Fähigkeiten verbessern kann – auch wenn die Evidenzlage noch wächst. In Gruppensportarten können zusätzlich soziale Kompetenzen und Freundschaften gefördert werden, was vielen Kindern zugutekommt.

ADHS lässt sich zudem als neurobiologische Besonderheit verstehen. Kinder mit ADHS folgen oft stärker dem Prinzip „Interesse“: Mit der richtigen Förderung und in passenden Nischen können sie außerordentlich aufblühen – auch wenn sie beim Suchen und Dranbleiben gelegentlich Unterstützung brauchen.
 

5 kompakte Tipps:

  • Verständnis statt Vorwürfe: ADHS ist keine Faulheit oder Absicht, kein Erziehungsfehler, sondern eine neurobiologische Besonderheit. Verständnis ist essentiell, weil es Stress reduziert und die Eltern-Kind-Beziehung stärkt.
  • Struktur und Klarheit: Feste Abläufe, klare Regeln und visuelle Hilfen (z. B. Stundenplan sichtbar, To-Do-Listen, Timer) helfen Kindern, ihre Aufmerksamkeit besser zu steuern.
  • Kooperation mit der Schule: Frühzeitig mit Lehrkräften sprechen: Sitzplatzwahl, Pausenregelung, kurze Arbeitsaufträge. Oder Techniken, die bereits zuhause schon funktioniert haben.
  • Individuelle Entlastung: Bewegungspausen zulassen und fördern. Hilft insbesondere abends beim Runterkommen und wirkt sich positiv auf Konzentration und Unruhe aus.
  • Selbstfürsorge der Eltern: Wichtig zu betonen: Eltern müssen nicht alles perfekt machen. Unterstützung suchen ist nicht nur okay, sondern auch wichtig, wenn man sie braucht (Therapie, Elterntrainings, Austausch mit anderen) - entlastet auch das Kind.
     

1Vgl. DGKJP, DGPPN, & GNP. (2018). Langfassung der interdisziplinären evidenz- und konsensbasierten (S3) Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“ (AWMF-Register Nr. 028-045). AWMF.
2Vgl. Attention deficit hyperactivity disorder: diagnosis and management. London: National Institute for Health and Care Excellence (NICE); 2019 Sep. PMID: 29634174.
3Vgl. Chan YS, Jang JT, Ho CS. Effects of physical exercise on children with attention deficit hyperactivity disorder. Biomed J. 2022 Apr;45(2):265-270. doi: 10.1016/j.bj.2021.11.011. Epub 2021 Nov 29. PMID: 34856393; PMCID: PMC9250090.
 

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