Gestresste Frau mit Kind auf dem Schoß sitzt vor LaptopGestresste Frau mit Kind auf dem Schoß sitzt vor Laptop
 
 

Lesedauer 4 min von Laura Fröhlich

Datum 05 Dez, 2023

Familienmanagement 2.0

Mental Load reduzieren für einen achtsameren Alltag mit Kindern 

Sind noch genug Wechselkleider im Kindergarten? Haben wir zuhause Kinderzahnpasta, Früchtemus und Brot fürs Abendessen? Wo ist der Impfpass und wann müssen die Bücher zur Bücherei? 

All diese Dinge und noch viele mehr müssen Eltern bedenken und sind nicht selten überfordert mit der vielfältigen Familienorganisation. Dazu kommen alltägliche Aufgaben wie wickeln, Hausaufgaben betreuen oder die Essensplanung.

Denken ist Arbeit

Care-Arbeit wird diese Sorgetätigkeit genannt, die mindestens so wichtig ist wie die Erwerbsarbeit. Viele Eltern, die maßgeblich für die Familien-Organisation zuständig sind, fühlen sich mental belastet, weil das "An-alles-denken-müssen" erschöpfend ist. Vor allem folgender Gedanken ist dabei zermürbend: "Wenn ich nicht daran denke, tut es niemand." 

Gerade Mütter geraten schnell in den Strudel der Verantwortlichkeiten, weil die Gesellschaft Frauen stärker in der Pflicht sieht, sich um Kinder zu kümmern. Das finden auch Väter ungerecht, die sich aktiv im Bereich Familienorganisation einbringen möchten. Sie werden seltener in WhatsApp-Gruppen für Eltern eingeladen oder nicht benachrichtigt, wenn das Kind in der Schule krank wird.

Schluss mit Chaos im Kopf

Um Mental Load zu reduzieren ist es notwendig, sich mit dem täglichen Organisieren auseinanderzusetzen, diese Art von Arbeit schätzen zu lernen und sie bewusst aufzuteilen. Care-Arbeit lässt sich sichtbar machen, wenn Eltern eine Weile lang mitschreiben, an was alles gedacht werden muss. "Staubsaugerbeutel kaufen" oder "Kind braucht neue Sandalen" scheinen als To-dos banal, aber wenn sich sämtliche Aufgaben summieren, wird das Organisieren zur Last. 

Im nächsten Schritt geht es an die Aufteilung. Stressig ist auch der wiederkehrende Alltagstrott. Die Kinder vom Kindergarten abholen, Brot kaufen, Essen machen, beim Zähne putzen helfen – diese Dinge lassen sich nicht verschieben, die Steuererklärung und der TÜV-Termin für das Auto schon. Es sollte im besten Fall nicht ein Elternteil allein für all diese Aufgaben zuständig sein, sonst droht Überlastung und Erschöpfung, oft begleitet von Streit und Diskussionen.

Küchenmeeting einführen

Ein wöchentliches Ritual, in dem Termine und anstehende Aufgaben zusammengetragen werden, hilft, einen Überblick zu behalten. Bei diesem "Küchenmeeting" werden Elternbriefe, To-do-Listen und Kalender durchgeschaut, Aufgaben samt Verantwortung aufgeteilt und Kapazitäten abgestimmt. Wenn das Stress-Level sehr hoch ist, ergibt es Sinn, einen Notfallplan zu erstellen, also wirklich nur die dringenden Aufgaben einzuplanen und auch mal Termine abzusagen. Das Netzwerk einzubinden schützt vor Erschöpfung: Andere Eltern, Nachbarinnen und Nachbarn, Großeltern oder Beratungsstellen, um Hilfe zu bitten, kann den Alltag leichter machen. 

Vor allem alleinerziehende Eltern brauchen Zeit und Kraft, da sie die meisten Dinge allein organisieren müssen. Hier ist eine Idee, nach anderen Alleinerziehenden zu suchen, denen es genauso geht. Ein kurzes digitales Küchenmeeting am Sonntagabend hilft, sich nicht so allein zu fühlen und Tipps auszutauschen. Morgens beim ersten Kaffee fünf Minuten lang den bevorstehenden Tag in einem Journal zu reflektieren und gezielt Pausen einzuplanen kann ein wohltuendes Ritual sein.

Erklären Sie Ihrem Kind, warum Respekt und Freundlichkeit so wichtig sind, sowohl online als auch offline. Machen Sie deutlich, dass es nie in Ordnung ist, jemanden absichtlich zu verletzen oder zu demütigen. Dies kann unterstützt werden, durch die Förderung von Empathie und Respekt. So lernt Ihr Kind, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Führen Sie regelmäßig Gespräche über die Unterschiede bei Menschen und warum uns dies so besonders macht. Auch die Verständnisförderung für andere Kulturen, Religionen, Sexualität etc. ist hierbei der Schlüssel zu mehr Respekt und Empathie.

Kinder miteinbeziehen

Kinder können ab dem Grundschulalter mit an den Tisch kommen und am Küchenmeeting teilnehmen. So erfahren sie, welche Termine anstehen und können kleinere Aufgaben übernehmen. Je älter sie werden, desto sinnvoller ist es, ihnen mehr Verantwortung zu übertragen. So lernen sie, sich selbst zu organisieren. Wenn die Arbeit als Team erledigt wird, fördert das außerdem das Gemeinschaftsgefühl.

Ein System finden

Damit die Aufgaben, die anstehen, nicht verloren gehen, werden sie in ein gemeinsam geführtes Organisationssystem eingepflegt. Auf einem Familien-Board mit drei Spalten, über denen "To-do", "In Bearbeitung" und "Erledigt" steht, werden gelbe Haftnotizzettel mit den Aufgaben geklebt. Beim Küchenmeeting wird entschieden, was von wem erledigt wird. Der Zettel wird mit dem Namen versehen und in die zweite Spalte geschoben. Wer seine Aufgabe erledigt hat, schiebt den Zettel in "Erledigt". Beim nächsten Küchenmeeting checken alle gemeinsam, welche To-dos noch offen sind. Am besten wird die erledigte Arbeit auch gefeiert, so bekommen Kinder eine Ahnung davon, wie wertvoll diese Tätigkeiten sind.

Wer digitale Tools vorzieht, kann sich Trello, FamilyWall oder Apple Erinnerungen anschauen. Hier lassen sich Listen synchronisieren oder Familienboards digital darstellen. Berufstätige Eltern empfinden den Alltag oft als Balance-Akt. Beim Blick auf die To-do-Listen ist daher oft folgende Frage am wichtigsten: "Was streiche ich von meiner Liste?"

Nur Geduld!

Eltern, die sich die Arbeit gerechter aufteilen möchten, brauchen Übung. Das heißt, dass diejenigen, die bisher weniger eingebunden waren, üben sich darin, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an die To-dos zu denken. Der andere Elternteil lernt, auch mal loszulassen. 


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