Lesedauer 4 min von Kristina Straßburger

Datum 21 Aug., 2023

So schützen Sie sensible Daten in der Familie

Kristina Straßburger ist Dozentin für Kriminologie an der Universität Regensburg und bietet Schulungen im Themenbereich Prävention von sexualisierter Gewalt an. Auf ihrem Instagram-Kanal gibt sie diesem Thema Sichtbarkeit und nutzt den Kanal für Aufklärung, Hilfe und Beratung. Kristina hat im Rahmen des Eltern-Webinars "Sensible Daten in der Familie schützen" auf DURCHBLICKT! als Speakerin teilgenommen. Im folgenden Gastbeitrag teilt sie weitere wissenswerte Informationen und Handlungsempfehlungen rund um die Thematik.

Digitale Gesundheitskompetenz beinhaltet das Wissen und die Fähigkeiten, Gesundheitsinformationen online zu suchen, zu bewerten und anzuwenden. Die Kriminologie erforscht die Hintergründe von Verbreche(r)n. Im Schnittbereich der beiden Themenkomplexe gibt es zahlreiche Risiken für Ihre Familie, die dadurch entstehen können, dass Sie oder Ihr Kind nach Informationen suchen oder freigeben. Beiden Herausforderungen lässt sich durch Medienkompetenzen begegnen, der folgende Text bezieht sich auf das Teilen von Informationen in Text- und Bildform.

Kinder haben oft schon einen digitalen Fußabdruck, bevor sie geboren sind.
Informationen und Fotos über ihr Leben, ihren Gesundheitszustand, ihre Entwicklungsschritte werden fröhlich geteilt - durch Eltern/ Bezugspersonen und später durch die Kinder selbst. Dies kann dazu führen, dass die Annäherung online erleichtert wird (Cybergrooming, Loverboymethode) oder das Kind sogar offline aufgefunden werden kann. Es kann aber auch dazu führen, dass Jahr(zehnt)e später eine Verbindung zwischen Ihrem Kind und dessen Vergangenheit hergestellt werden kann, was von Mobbing über Betrug und Erpressung bis zu verwehrten Lebenschancen viele Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre

... und darauf, ihr Leben so frei wie möglich zu gestalten. Sie sind eigenständige Menschen, welche selbst bestimmen sollten, wer zu welchem Zeitpunkt welche Informationen über sie bekommt. Es ist in den meisten Fällen auch nicht damit getan, ein Kind zu fragen, ob man das Foto/ die Info posten dürfe, denn Kinder können das Ausmaß an Konsequenzen von (Bild)Daten online nicht einschätzen - können es doch die meisten Erwachsenen selbst kaum. Außerdem vergessen die meisten Menschen, dass jedes Foto Kontextinformationen mitliefert. Diese können als Metadaten in der Bilddatei gespeichert sein oder durch Hintergrund, Kleidung, andere abgebildete Personen usw. ungewollte Informationen über Ihr Kind freigeben. Wo wohnt es? An welchen Orten hält es sich regelmäßig auf? Welche Interessen hat es? Dasselbe gilt für den Benutzernamen, der häufig z.B. Vornamen, Geburtstag, Wohnort oder Hobby enthält. Außerdem werden Kinderbilder im Netz immer wieder sexualisiert und in entsprechenden Foren geteilt. Sie können sogar dazu anregen, das abgebildete Kind zu kontaktieren.

Was konkret können Sie tun, um sensible Daten in der Familie zu schützen?

Überprüfen Sie die Privatsphäre-Einstellungen Ihres Accounts und der Accounts Ihrer Kinder und wählen Sie sorgsam aus, welche Informationen Sie teilen möchten. Stellen Sie z.B. sicher, dass nur vertrauenswürdige Freunde und Familienmitglieder die Inhalte sehen können und hinterfragen Sie auch, ob Sie wirklich alle 150 Kontakte in Ihrem Telefonbuch gut genug kennen, um bspw. den WhatsApp Status mit diesen zu teilen. Sprechen Sie auch in der (erweiterten) Familie über den Umgang mit Daten & Fotos. Es bringt nichts, wenn Sie Familienfotos nur in der engsten Gruppe mit Oma & Opa teilen, diese aber voller Stolz auf die Enkelkinder diese Fotos an sämtliche Bekanntschaften weiterleiten. Weitere Informationen zu praktischen Umsetzungsmöglichkeiten zu starken Passwörtern und Datenschutzeinstellungen finden Sie im Blogbeitrag von Dr. Annalena Füllsack.

Interessieren Sie sich aufrichtig für die (Online-)Lebenswelt Ihrer Kinder. Informieren Sie sich über die Online-Umgebung und wie Ihre Kinder sich dort bewegen. Seien Sie offen für alle Fragen und “Beichten” Ihrer Kinder. Sprechen Sie als Konsequenz niemals ein Handyverbot aus.

Gehen Sie als gutes Vorbild voran. Wie sollen Kinder verstehen, dass sie ihre eigenen Fotos oder bestimmte Infos nicht im Internet teilen sollen, während Eltern genau diese tun? Je jünger die Kinder, desto mehr stehen Eltern in der Verantwortung, welche Informationen und Bilder geteilt werden. Je älter die Kinder werden, desto wichtiger ist es, ein Gesprächspartner auf Augenhöhe zu werden, der sich mit den Risiken auseinandersetzt, diese mit den Kindern ehrlich bespricht und ein sicherer Ansprechpartner für sie ist. 

Sie treffen in Ihrem Umfeld auf taube Ohren und sehen, wie andere Eltern respektlos mit den Daten der Kinder umgehen? Ermutigen Sie Schulen, Kindergärten und andere Einrichtungen, Programme zur Prävention einzuführen. Organisieren Sie Informationsveranstaltungen für Eltern, um das Bewusstsein zu schärfen.


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