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Lesedauer 5 min von Bündnis gegen Cybermobbing

Datum 28 Aug, 2023

Cybermobbing erkennen und handeln

Wie erkenne ich Cybermobbing und was kann ich dagegen tun?

Verena Müller ist Referentin beim Bündnis gegen Cybermobbing. Sie ist ausgebildete Selbstbehauptungs- und Resilienz-Trainerin, Kinder- und Jugendcoach und hilft Kindern und Jugendlichen dabei, ihr Selbstvertrauen zu stärken und für sich einzustehen. Verena hat im Rahmen des Eltern-Webinars "Cybermobbing - wie schütze ich mein Kind?" auf DURCHBLICKT! als Speakerin teilgenommen. Im folgenden Gastbeitrag teilt sie wissenswerte Informationen und Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte rund um die Thematik.

In unserer vernetzten Welt spielt sich ein immer größerer Teil des Lebens unserer Schülerinnen und Schüler online ab. Es ist wichtig, dass wir als Lehrkräfte die Herausforderungen verstehen, die dieses digitale Zeitalter mit sich bringt, und dass wir wissen, wie wir im Falle von Cybermobbing handeln können.
Dafür ist es relevant zu erkennen, wie sich Cybermobbing auswirkt. Achten Sie bei Ihren Schülerinnen und Schülern auf folgende Verhaltensauffälligkeiten, diese können auf Cybermobbing hindeuten:

  • Änderung des Online-Verhaltens
  • Emotionale Veränderungen
  • Abfallende schulische Leistungen
  • Nicht mehr zur Schule wollen
  • Veränderung im Freundeskreis

Wo finde ich Informationen?

Um sich umfassend über Cybermobbing zu informieren, gibt es diverse hilfreiche Quellen. Eine davon stellt das Bündnis gegen Cybermobbing e.V. dar. Hier finden Sie neben wertvollen Tipps und Ratgebern für Lehrkräften und Eltern ebenso die Cyberlife Studie. Weitere nützliche Quellen sind die Initiativen klicksafe und JUUUPORT e.V. Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg setzen sich intensiv mit dieser Thematik auseinander. Weitere Hilfsangebote finden Sie am Ende dieses Artikels.
Zudem bietet das DURCHBLICKT! Programm der BARMER Krankenkasse in Kooperation mit dem Bündnis gegen Cybermobbing spezielle Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen für Lehrkräfte an, um Sie bei der Bewältigung dieser Herausforderung zu unterstützen.

Lehrer mit Klasse in Klassenzimmer

Wie binde ich Cybermobbing-Prävention in meinen Unterricht ein?

Wenn es darum geht, das Thema Cybermobbing im Klassenzimmer anzusprechen, ist es wichtig, eine offene und ehrliche Diskussion zu führen. Dabei sollte das Thema so angesprochen werden, dass es sowohl auf Augenhöhe kommuniziert wird, aber auch deutlich das Verständnis und die Empathie der Schülerinnen und Schüler fördert. 
Starten Sie bspw. mit einer allgemeinen Diskussion über das Internet und die sozialen Medien. Fragen Sie die Lernenden nach ihren Erfahrungen und ihrer Mediennutzung. Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Online-Leben genauso "real" ist wie das Offline-Leben und dass Verhaltensweisen in beiden Sphären Konsequenzen haben.

Erklären Sie ihnen, was Cybermobbing ist, warum es schädlich ist - sowohl für die Betroffenen als auch für die Täter und woran sie es erkennen können. Vermitteln Sie ihnen, die Wichtigkeit über diese Thematik zu sprechen. Und ermutigen Sie sie, sich an eine Vertrauensperson zuwenden. Die Schülerinnen und Schülern sollen wissen, dass sie nicht allein sind. Betonen Sie dabei, dass sie sich nicht schämen müssen und sich jederzeit an eine Vertrauensperson wenden können.
Hierbei können Sie das Unterrichtsmaterial zu "Cybermobbing" zu Rate ziehen und verschiedene Übungen in Ihrer Klasse durchführen. 
Letztendlich geht es darum, eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit zu schaffen. Nur so können wir gemeinsam Cybermobbing bekämpfen und eine positive Online-Kultur fördern.

Wer hilft mir bei Cybermobbing?

Wenn Sie auf ein mögliches Cybermobbing aufmerksam werden, stehen Ihnen mehrere Anlaufstellen zur Verfügung. Neben den bereits oben genannten Ressourcen können Sie sich auch an das DURCHBLICKT! Präventionsprogramm der BARMER Krankenkasse wenden. Hier werden spezielle Lehrerhandreichungen und geförderte Fortbildungen für Lehrkräfteangeboten, die im Umgang mit Cybermobbing hilfreich sein können. Darüber hinaus können Sie sich im Zweifelsfall bei Rechtsanwälten oder der Polizei rückversichern und Unterstützung suchen.

Welche rechtlichen Schritte kann ich einleiten und wann?

Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt. Es handelt sich dabei um Handlungen, die ernsthafte psychologische Auswirkungen haben und die auch rechtlich geahndet werden können. In Deutschland fallen viele Formen des Cybermobbings unter die Bestimmungen des Strafgesetzbuchs, etwa unter die Paragraphen 185 (Beleidigung), 186 (Üble Nachrede) oder 201a (Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen).
Als Lehrkraft sind Sie natürlich keine Juristin oder Jurist. Zudem ist es nicht Ihre Aufgabe rechtliche Schritte einzuleiten. Allerdings sollten Sie wissen, dass es diese Möglichkeiten gibt und wann sie angebracht sein könnte. Wenn Sie vermuten, dass ein Schüler oder eine Schülerin von Cybermobbing betroffen ist, sollten Sie den Vorfall unbedingt melden. Wenden Sie sich an die Schulleitung und/oder die Schulsozialarbeit, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
In schwerwiegenden Fällen oder bei Unsicherheit können Sie und/oder die betroffene Familie sich auch an die Polizei wenden. Viele Polizeidienststellen verfügen über spezielle Beratungsstellen für Internetkriminalität, die Sie unterstützen und beraten können.
Denken Sie daran, dass es wichtig ist, jede Form von Mobbing ernst zu nehmen und zu melden, auch wenn es "nur" online stattfindet. 
Durch Information, Kommunikation und angemessenes Handeln können Sie dazu beitragen, eine sichere und respektvolle Online-Umgebung für Ihre Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Zusammen können wir einen Unterschied machen!

Weiterführende Hilfsangebote

  • Weisser Ring e.V., www.weisser-ring.de, Tel. 116006 (bundesweit erreichbar ohne Vorwahl)
  • Nummer gegen Kummer: Die Nummer gegen Kummer bietet eine kostenlose, anonyme und vertrauliche Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern an. Telefon: 116 111 oder Chat auf der Website: www.nummergegenkummer.de
  • Juuuport: Juuuport ist eine Online-Beratungsplattform von Jugendlichen für Jugendliche. Hier können Betroffene von Cybermobbing kostenlose Hilfe und Unterstützung von ausgebildeten Jugendlichen erhalten. Webseite: www.juuuport.de 
  • Elterntelefon: Das Elterntelefon der Nummer gegen Kummer bietet telefonische Beratung für Eltern an, die Fragen zu Erziehung, Kinder- und Jugendentwicklung oder auch zum Thema Cybermobbing haben. Telefon: 0800 111 0550 oder Chat auf der Website: www.nummergegenkummer.de 
  • Internet-ABC: Die Webseite "Internet-ABC" bietet eine Vielzahl von Informationen und Tipps rund um das Thema Internet und Medienkompetenz. Hier finden Kinder, Jugendliche und Eltern nützliche Informationen zum Thema Cybermobbing und wie man damit umgeht. Webseite: www.internet-abc.de
  • Klicksafe: Klicksafe ist eine europäische Initiative zur Förderung der Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet. Die Webseite bietet eine Vielzahl von Informationen, Tipps und Materialien rund um das Thema Cybermobbing und Medienkompetenz. Webseite: www.klicksafe.de 
  • Initiative "Gutes Aufwachsen mit Medien": Die Initiative "Gutes Aufwachsen mit Medien" bietet eine umfassende Informations- und Beratungsplattform für Eltern, Kinder und Jugendliche zu den Themen Medienkompetenz und Cybermobbing. Website: www.gutes-aufwachsen-mit-medien.de 
  • Deutsche Kinder- und Jugendstiftung: Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung bietet eine Vielzahl von Projekten und Initiativen zur Förderung der Medienkompetenz und zum Schutz vor Cybermobbing an. Webseite: www.dkjs.de 
  • Bündnis gegen Cybermobbing e.V., www.buendnis-gegen-cybermobbing.de 

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