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Lesedauer 4 min von Onlineredaktion DURCHBLICKT!

Datum 24 Okt, 2022

Zwischen Fake News und wissenschaftlicher Erkenntnis

Wenn Gesundheitsinformationen zur (un)glaubwürdigen Schlagzeile werden

„Kolloidales Silber – das Universal-Antibiotikum“. „Zu wenig Blutspenden. Die rote Mangelware“. Welche Aussage ist richtig, welche falsch? Die Unterscheidung ist nicht immer einfach. Wie können Sie Ihren Schülerinnen und Schülern Orientierung geben, wo die Eltern einbinden und stärken?

Falsch- und Desinformationen zu Gesundheitsfragen im Internet sind verbreitet. Gerade Informationen zu Gesundheitsthemen sind für medizinische Laien schwer erkennbar und nicht leicht zu überprüfen. So empfinden über 40 % der Schülerinnen und Schüler in Deutschland die Suche und Bewertung von Gesundheitsinformationen im Internet als schwierig.1

Verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet – die Stecknadel im Heuhaufen?

Die Suche nach verlässlicher Information in Gesundheitsfragen mag uns bisweilen vorkommen, wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Quellenprüfung ist aufwendig und verlangt Medienkompetenz. Gibt es einen einfacheren Weg?

Kurzum: Ja, es gibt ihn. Genauer gesagt, es gibt verlässliche Gesundheitsinformationen, die jeder verstehen kann. Aktuelle Gesundheitsthemen und zahlreiche grundsätzliche Gesundheitsfragen informieren die Bundes- und Landesgesundheitsbehörden in deutscher Sprache. Zu (fast) allen Krankheiten bieten das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) leicht verständliche Informationen auf Englisch. Zu Infektionskrankheiten stellt das Robert-Koch-Institut Informationen auf deutscher Sprache bereit.

Erster Anlaufpunkt für Gesundheitsfragen im Internet sollten diese Portale sein, denn anders als Suchmaschinen und darüber gefundene Websites, Social Media oder Internetforen geben sie gesicherte und verständliche Informationen. Lehrkräfte können Eltern sowie ihren Schülerinnen und Schülern einen einfach umzusetzenden Zugang zu gesicherter Information vermitteln. Zugleich können diese Informationsquellen eine Richtschnur geben, um anderweitig gefundene Gesundheitsinformationen auf Glaubwürdigkeit prüfen zu können.

Mehr Wissen zur Bewertung von digitalen Informationen sowie das Verstehen um das psychologische Funktionieren von Fake News können Schülerinnen und Schülern helfen, Nachrichten korrekt einzuordnen.

Dr. Google – zwischen Fake News und neuen Erkenntnissen

In der Praxis geht der erste Weg zur Information oft nicht über die Website der WHO oder vergleichbare Informationsangebote, sondern über Suchmaschinen. Die Bewertung der hier ausgegebenen Informationen erfordert digitale Gesundheitskompetenz. Schauen wir uns die oben genannten Beispiele an: „Kolloidales Silber – das Universal-Antibiotikum“. „Zu wenig Blutspenden. Die rote Mangelware“. Die erste Schlagzeile stammt vom „Zentrum der Gesundheit“, die zweite von der Nachrichtenseite der Tagesschau. Eine ist richtig, eine ist falsch. 

Obwohl „Zentrum für Gesundheit“ nach einem seriösen Absender klingt und der Artikel Studien zitiert, liefert der unter dieser Schlagzeile stehende Artikel keine valide Gesundheitsinformation. Die Website, die am „Alleinanspruch der Schulmedizin rütteln“ möchte, zieht aus einer unzureichenden Studienlage, die sogar explizit als solche benannt wird, universelle und nicht belegbare Schlüsse. Sie verfolgt mit ihrem Artikel kommerzielle Ziele. Außerdem bietet sie einen eigenen Ratgeber gegen Fake News an, in der sie Fake News als eine bewusste, politisch gesteuerte Desinformation deklariert, und nicht als erfundene oder falsche Nachrichten jeglicher Quelle, was sie eigentlich sind.

Die Schlagzeile der Tagesschau hingegen ist die korrekte in unserem Beispiel. Urheber der Nachricht ist das Deutsche Rote Kreuz, das auf einen Mangel an Blutkonserven hinweist. Verbreitet wird die Nachricht über das öffentlich-rechtliche Nachrichtenportal der Tagesschau in sachlichem Tonfall mit Verweis auf den Urheber der Information. Hinter den Informationen stehen wiederum Journalistinnen und Journalisten, die die Informationsquellen geprüft haben und selbst Fachleute auf dem Gebiet ihrer Berichterstattung sind.

Und woher wissen Schülerinnen und Schüler jetzt, welche Information im Allgemeinen vertrauenswürdig ist und welche nicht? Hier hilft der Leitfaden der Bundeszentrale für politische Bildung:

  1. Hinterfrag die Nachricht! Welche Quellen werden genannt, sind die „Fachleute“ wirklich Fachleute, wird Panik gemacht oder verharmlost?
  2. Check das Bild! Zum Beispiel mit der Google Reverse Image Search
  3. Überprüf die Quelle! ​​​​​​​Zum Beispiel anhand der oben genannten verlässlichen Informationsangebote
  4. Lass dich nicht manipulieren! ​​​​​​​​​​​​​​Hinterfrage die Absicht hinter der Nachricht.
  5. Leite nicht alles weiter! Damit wir die Verbreitung von Fake News verhindert.
Junge Frau mit Laptop lächelt

Und wenn Ihre Schülerinnen und Schüler Fake News glauben?

Fake News entstehen und verbreiten sich häufig über die sozialen Medien. Nachrichten aus dem eigenen Netzwerk neigen Menschen eher zu glauben und weniger kritisch zu prüfen. Rufen die Nachrichten darüber hinaus starke, vor allem negative Emotionen hervor und passen in das eigene Weltbild, werden sie eher geglaubt.2 Eltern hier einzubinden ist wichtig, denn sie zählen zum nächsten persönlichen Netzwerk und üben einen hohen Einfluss auf die Meinungsbildung ihrer Kinder aus. Wie wäre es mit einem spannenden Vortrag der Schülerinnen und Schüler beim nächsten Elternabend über Fake News? Oder einem Besuch in der lokalen Zeitungsredaktion, um zu begreifen wo und wie Nachrichten gemacht werden?


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