



Medienbegleitung
Künstliche Intelligenz ist längst Teil des Alltags: Sie beantwortet Fragen, fasst Texte zusammen und hilft bei den Hausaufgaben. Viele Schülerinnen und Schüler wünschen sich, dass Schulen mit dieser Entwicklung Schritt halten. Gleichzeitig tauchen wichtige Fragen auf: Lerne ich mit KI wirklich mehr oder verlasse ich mich am Ende nur noch auf die Technik? Und wie kann ich KI so nutzen, dass sie mein Denken unterstützt, statt es zu ersetzen?
KI bringt spannende Möglichkeiten mit sich, birgt aber auch Risiken, wenn sie unreflektiert eingesetzt wird. Eine aktuelle Studie der Vodafone Stiftung1 zeigt: Rund drei Viertel der befragten Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren sind überzeugt, dass KI mehr Chancen als Risiken bietet. Gleichzeitig nutzen bereits 74 Prozent KI-Anwendungen, meist aus eigener Initiative und weniger durch die Schule angeregt.
KI kann auf deinen individuellen Lernstand eingehen und dir gezielt Hilfestellungen geben, fast wie ein persönlicher Tutor. Sie gibt schnelles Feedback, erkennt Fehler in Texten oder Rechenwegen und schlägt Verbesserungen vor. Bei Routinetätigkeiten wie der Ideensuche oder ersten Entwürfen spart KI-Zeit, sodass mehr Raum für Vertiefung bleibt. Außerdem bringen die neuen Tools Abwechslung in den Lernalltag.
Wer KI einfach für sich arbeiten lässt, ohne selbst zu denken oder zu üben, lernt womöglich weniger. KI liefert oft kürzere, oberflächlichere Lösungen. Komplexes Verstehen kann dabei zu kurz kommen. Außerdem macht KI Fehler. Sie kann ungenaue oder sogar erfundene Informationen liefern, sogenannte „Halluzinationen". Studien2 zeigen zudem, dass nicht alle zu Hause über passende Geräte oder stabile Internetverbindungen verfügen. Das kann Bildungsungleichheit verstärken. Und es wird schwieriger zu bewerten, wer welche Leistung selbst erbracht hat.
Wie gut KI beim Lernen hilft, hängt stark davon ab, wie du sie einsetzt. Eine Studie aus der Türkei mit 1.000 Schülerinnen und Schülern2 zeigt eindrücklich: Diejenigen, die KI als „Tutor" nutzten, also gezielte Fragen stellten und Schritt für Schritt Erklärungen erhielten, erzielten gute Lernergebnisse. Jene hingegen, die sich von der KI direkt die Lösungen liefern ließen, schnitten in anschließenden Tests um 17 Prozent schlechter ab als die Kontrollgruppe. Das Fazit der Forschenden: Wenn KI den gesamten Lernprozess übernimmt, werden keine neuen Kompetenzen aufgebaut.
Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, bringt es auf den Punkt2:
Entscheidend ist, dass Chatbots nicht als Denkersatz eingesetzt werden, sondern als kritischer Freund, der zum Nachdenken anregt."
Damit KI zu einem hilfreichen Lernbegleiter wird, braucht es eine bewusste Herangehensweise. Hier sind fünf Tipps:
1. Denke zuerst selbst, nutze dann KI
Beginne mit deiner eigenen Skizze, eigenen Fragen oder einem ersten Entwurf. Lass die KI anschließend Feedback geben oder alternative Ideen vorschlagen. So bleibst du aktiv im Denkprozess und behältst die Kontrolle.
2. Hinterfrage und vergleiche
Vertraue der KI nicht blind. Prüfe, ob das Ergebnis sinnvoll, nachvollziehbar und korrekt ist. Ergänze außerdem um eigene Quellen.
3. Gestalte Aufgaben kreativ
Verwende KI nicht nur für Standardaufgaben. Nutze sie als Sprungbrett für neue Perspektiven: „Was wäre, wenn …?", „Welche Gegenargumente gibt es?" oder „Was würde ich anders machen?".
4. Schaffe Transparenz
Wenn eine Arbeit oder ein Abschnitt mithilfe von KI entstanden ist, sollte das klar gekennzeichnet sein. So bleibt nachvollziehbar, was du selbst geleistet hast und du bleibst fair gegenüber dir und anderen.
5. Verstehe, wie KI funktioniert
Es reicht nicht, mit KI zu arbeiten. Wichtig ist auch zu verstehen, wie sie funktioniert und wo ihre Stärken und Grenzen liegen.
Anstatt dir die Lösung direkt von der KI geben zu lassen, bitte sie, dir den Lösungsweg Schritt für Schritt zu erklären. Versuche dann, eine ähnliche Aufgabe selbstständig zu lösen.
Du erstellst zunächst eine Gliederung und sammelst erste Argumente. Danach fragst du die KI nach alternativen Perspektiven oder Kritikpunkten und vergleichst diese mit deinen eigenen Überlegungen. Die KI schlägt eine Formulierung vor? Hinterfrage sie, suche Quellen und forme sie bei Bedarf um. In der Einleitung deines Textes kannst du transparent machen: „Teile dieses Textes basieren auf KI-gestützten Vorschlägen, die ich überarbeitet und kritisch geprüft habe."
Eine Lern-App mit KI passt sich deinem Tempo an und wiederholt genau die Wörter, die du noch nicht sicher beherrschst. So übst du gezielter und effizienter.
Fazit: Ja, du lernst noch was, wenn du KI bewusst nutzt.”
KI hat großes Potenzial, Lernen individueller und effizienter zu machen. Ob du dabei mehr oder weniger lernst, hängt aber entscheidend davon ab, wie du sie einsetzt. Wer KI zur Unterstützung nutzt und nicht als Ersatz für eigenes Denken, stärkt nicht nur das eigene Wissen, sondern auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Digitales Lernen entfaltet so seine ganze Kraft.
Quellen:
1Vgl. https://www.vodafone-stiftung.de/jugendstudie-kuenstliche-intelligenz/
2Vgl. https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/wann-ki-beim-lernen-hilft-und-wann-sie-schadet/
Weiterführender Link:
https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/mensch/gesundheit-2030/gesunde-digitale-gesellschaft/jugendliche-einstellungen-kuenstliche-intelligenz-1249346